6. Wie finanziert man die Gründung?

Wer gründet, braucht erst einmal jede Menge Geld - zum Beispiel, um einen Prototypen zu bauen oder direkt die Produktion zu starten. Doch was, wenn ich kein Geld habe? Dann muss eine Finanzierung her! Zum Glück gibt es viele verschiedene Stellen, die bei der Finanzierung der Gründung unterstützen können. Informationen zum Thema Finanzierung gibt es auch im Modul Hilfe, die Buchführung!
 

D I E    I N H A L T E

  1. Einen Finanzplan erstellen
  2. Woher das Geld nehmen?
  3. Finanzierungsmethoden
  4. Beteiligungskapital
  5. Acceleratoren und Inkubatoren
  6. Förderprogramme

Video: How to...Start-up Finanzierung als Schüler

Einen Finanzplan erstellen

Im Finanzplan läuft euer gesamter Businessplan zusammen. Hier bündeln sich alle Schätzungen und Planungen, die ihr in den einzelnen Unterpunkten erarbeitet habt. Um wirklich alle Ausgaben-Punkte zu erfassen und um nichts zu vergessen, sollten alle Teilbereiche des Businessplans einzeln eingearbeitet werden.  Der erste Schritt im Hinblick auf die Finanzierung ist, sich überhaupt erstmal klar zu machen, welchen Finanzierungsbedarf man hat.

  • Wofür braucht man Geld und dann im nächsten Schritt, wie viel?
  • Was wird nur am Anfang benötigt?
  • Was sind Einmalkosten und mit welchen Kosten muss man in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen immer wieder rechnen?

Bei der Erstellung eures Finanzplans solltet ihr euch auch immer in die Position eures Gegenübers versetzen. Stellt euch die Frage, unter welchen Bedingungen ihr selbst Kapital geben oder Anteile übernehmen würdet.

Gründung und Investition:

Zu den Gründungs- und Investitionskosten gehören beispielsweise:

  • Verwaltungskosten, wie Anmeldegebühren für Patente, Notarkosten etc.
  • Kauf von Produktionsmaschinen, Büroausstattung, Immobilien
  • Kosten für die Produktentwicklung und Marktforschung

Jährliche Fixkosten

Fixkosten fallen unabhängig von der Produktionsmenge oder der Kundenzahl an wie z.B.:

  • Mieten für Büros, Produktionsräume und Maschinen
  • Versicherungen
  • Gehälter
  • Werbekosten

Variable Kosten

Variable Kosten sind abhängig von der Produktionsmenge oder bei Dienstleistungen mit der Kundenzahl. Beispiele:

  • Lohnkosten bei der Akkordarbeit
  • Rohstoffe, die zur Herstellung benötigt werden
  • Energiekosten z.B. für Betrieb der Maschine
  • Kosten für den Versand

Aufgabe Aufgabe: Den Finanzplan erstellen. Welche Aussagen sind richtig?


Der zweite Schritt

Der Finanzplan steht? Dann könnt ihr im nächsten Schritt daran gehen zu überlegen, woher ihr das Geld bekommen könntet. Ganz individuell sollte man aus den vielen verschiedenen Möglichkeiten, die man als Gründer und Start-up hat, eine passende Unterstützung wählen. Auch hierbei kann man zur Unterstützung auf Andere zurück greifen.

Die Experten von Steinbeis haben langjährige Erfahrung, wie Gründungsvorhaben solide finanziert werden können. Je nach Voraussetzungen und Art des Vorhabens wird eine individuelle Lösung aus Eigenmitteln, Fremdkapital, Mitteln von Investoren und öffentlichen Förderprogrammen entwickelt. Über die Steinbeis Beteiligungsgesellschaft kann sich Steinbeis auch an ausgewählten Gründungen als Signalinvestor beteiligen.

Finanzierungsmethoden

Bootstrapping

"Bootstrap" ist Englisch für Stiefelriemen. Bootstrapping meint, "den Stiefel enger schnallen" und das Start-up ganz ohne externe Finanzierung aufzubauen. Bootstrapping hat den Vorteil, dass man in seinen Entscheidungen völlig unabhängig bleibt. Aufrgund der knappen Finanzen ist es beim Bootstrapping am besten, wenn das Start-up so schnell wie möglich sein Produkt auf den Markt bringt, um Einnahmen zu erzielen und den Break-Even zu erreichen.

Familie & Freunde

Freunde und Familie können bei der Gründung hilfreich sein - auch finanziell. Vorher sollte genau geklärt werden, ob damit Mitspracherechte oder Gesellschaftsanteile einhergehen. Eine weitere wichtige Frage: Kann man Privates und Berufliches gut genug trennen, um ehrlich und ohne Vorbehalte die eigene Meinung zu äußern und im Zweifel durchzusetzen? Nicht jede:r kann mit Familie und Freunden zusammenarbeiten. Dann sind bei dieser Finanzierungsmethode Probleme vorprogrammiert.

Banken

Banken sind die klassischsten Geldgeber, auch bei der Start-up Finanzierung. Die Hausbank spielt auch bei der Vergabe von Förderdarlehen von Förderbanken eine wichtige Rolle: Sie muss dem Förderantrag zuerst zustimmen und dann an die Förderbank weiterleiten. Ein herausragender Businessplan ist wichtig, um bei Banken eine Chance auf einen Kredit zu haben. Banken sind traditionell eher risikofern (außer bei Aktiengeschäften). Deshalb ist es besonders wichtig, dass ihr im Businessplan detailliert darlegt, dass eure Idee umsetzbar oder bereits umgesetzt ist und ein entsprechender Markt besteht.

Crowdfunding

Crowdfunding, bei dem man über das Internet um Geldgeber:innen wirbt, ist als Finanzierungsmethode populärer geworden. Im Gegenzug erhalten die Geldgeber:innen das Produkt oder Zusatzleistungen. Der Nachteil: Crowdfunding erfordert viel Öffentlichkeitsarbeit und ist zeit- und auch kostenintensiv. Denn wer nichts von einem Start-up weiß, gibt auch kein Geld. Außerdem sollte die Geschäftsidee gut verständlich sein - ein hochtechnisiertes Nischenprodukt wird es beim Crowdfunding eher schwer haben. Es gibt spezielle Crowdfunding-Plattformen für Social Start-ups, Kreative, Hightech, uvm.

Beteiligungskapital

Der folgende, ausklappbare Text zum Beteiligungskapital ist dem Existenzgründerportal des BMWi entnommen und steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.

Beteiligungskapital, Wagniskapital, Risikokapital oder auch Venture Capital. Viele Namen, die im Prinzip alle dasselbe meinen: Ein Investor (Unternehmen oder Privatperson) beteiligt sich mit seinem Kapital an einem Start-up oder einem etablierten Unternehmen.

Bei einer Finanzierung über Beteiligungskapital kaufen Investoren Anteile an einem Unternehmen. Einige der Investoren stehen der Unternehmensführung darüber hinaus mit ihrem unternehmerischen Know-how zur Seite. Ziel des Engagements ist es, den Wert des Unternehmens zu steigern. Ein Investor oder eine Beteiligungsgesellschaft erzielt dann ihren Gewinn aus der Wertsteigerung der Anteile, wenn diese wieder verkauft werden.

Beteiligungskapital für junge Unternehmen

Gründerinnen und Gründer bzw. junge Unternehmen, die ein Bank- oder Förderdarlehen beantragen, benötigen dafür Sicherheiten und einen angemessenen Anteil an Eigenkapital. Fehlen beide oder reichen sie aus Sicht der Bank nicht aus, stehen die Kreditverhandlungen meist vor dem "Aus". Kann die Bank das Risiko nicht einschätzen, weil die Geschäftsidee zu innovativ und der Kapitalbedarf zu hoch sind, haben Gründerinnen und Gründer ebenfalls "schlechte Karten". Private oder institutionelle Wagniskapitalgeber, die sich mit ihrem Kapital an jungen Unternehmen beteiligen, erwarten keine Sicherheiten und sind in der Regel offen für neue Geschäftsideen. Entscheidend sind für sie allerdings ein überzeugender Businessplan bzw. Business Model Canvasund die Qualifikation der Gründerin und des Gründers.

Vorteile von Beteiligungskapital

Der Vorteil von Beteiligungskapital ist nicht nur, dass keine Sicherheiten gestellt werden müssen. Darüber hinaus wird auch die Eigenkapitalbasis des Unternehmens gestärkt, denn Beteiligungskapital erscheint in der unternehmerischen Buchhaltung als Eigenkapital. Eine höhere Eigenkapitalquote erleichtert die Kreditaufnahme bei der Bank und öffnet damit die Tür für zusätzliches Kapital. Nicht zuletzt profitieren (junge) Unternehmen auch vom Know-how und den Netzwerken des Kapitalgebers.

Stille und offene Beteiligungen

Eine Beteiligung ist nichts anderes als Eigenkapital, das dem Start-up von Beteiligungsgesellschaften oder außenstehenden Privatpersonen zur Verfügung gestellt wird; Investoren beteiligen sich entweder über eine stille oder über eine offene Beteiligung. Der Unterschied ist: Der stille Gesellschafter leistet eine Einlage in das Unternehmensvermögen, erwirbt aber keine Anteile. Die Geschäftsleitung bleibt in der Hand der Gründer. Bei einer offenen Beteiligung wird der Investor auch nach außen hin erkennbarer Gesellschafter oder Aktionär an einem Start-up und erhält damit neben einer Gewinnbeteiligung auch Mitsprache- und Informationsrechte.

Anbieter von Beteiligungskapital

Je nach Branche, Renditeerwartung und Kapitalbedarf gibt es unterschiedliche Kapitalgeber.

  • Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBGen) sind Kammern, Verbände und Banken, die keinen Einfluss auf die laufende Geschäftsführung nehmen. Als neutrale Kapitalgeber beteiligen sich MBGen branchenübergreifend und langfristig. Die MBGen sind in allen Bundesländern vertreten und engagieren sich meist in Form einer stillen Beteiligung. Viele bieten auch Sonderprogramme für Gründerinnen und Gründer an. Die MBGen nehmen auch die Anträge für den Mikromezzaninfonds entgegen.
  • Business Angels beteiligen sich mit ihrem Kapital in der Frühphase von innovativen und wachstumsstarken Start-ups. Bei Business Angels handelt es sich um erfahrene Manager oder Unternehmer, die ihr privates Kapital, ihr betriebswirtschaftliches und fachliches Know-how sowie ihr Kontaktnetzwerk in junge Unternehmen einbringen. Business Angels sind häufig in Netzwerken organisiert, die zum Teil bundesweit, zum Teil regional arbeiten.
  • Private Kapitalbeteiligungsgesellschaften oder Venture Capital Gesellschaften werden von Pensionsfonds und Versicherungen finanziert. Sie beteiligen sich an jungen wachstumsstarken Start-ups mit dem Ziel, nach vier bis sieben Jahren mit einer hohen Rendite wieder aus dem Unternehmen auszusteigen. Die Beteiligung erfolgt entweder über eine stille, meistens jedoch über eine offene Beteiligung oder in einer Kombination aus beidem. Anträge für das ERP-Beteiligungsprogramm werden übrigens auch über eine private Kapitalbeteiligungsgesellschaft gestellt.
  • Die KfW Bankengruppe beteiligt sich über den Co-Investitionsfonds coparion an innovativen kleinen Technologieunternehmen der gewerblichen Wirtschaft.
  • Der High-Tech Gründerfonds ist speziell auf die Frühphasenfinanzierung innovativer Start-ups ausgerichtet, die damit ihr Forschungs- und Entwicklungsvorhaben über die bis zur Bereitstellung eines Prototypen bzw. eines "proof of concepts" bis hin zur Markteinführung weiterentwickeln können. Neben dem Startkapital erhält das Gründungsteam ein begleitendes Coaching.
  • Das Deutsche Börse Venture Network möchte die Rahmenbedingungen für junge Wachstumsunternehmen verbessern, um ihnen die Kapitalaufnahme - einschließlich eines möglichen Börsengangs - zu erleichtern. Es bahnt daher Finanzierungsrunden mit internationalen Investoren an und bietet umfangreiche Trainings- und Networking-Veranstaltungen.
  • Einzelne Bundesländer haben spezielle förderorientierte Beteiligungsgesellschaften aufgelegt, um Beteiligungskapital für junge Unternehmen zur Verfügung zu stellen.
  • Beim Crowdinvestment informieren sich Investoren und/oder Kleinanleger auf speziellen Internetplattformen über die Geschäftsmodelle von jungen Unternehmen, wählen eines davon aus und beteiligen sich mit relativ kleinen Beträgen. Sie erhalten dafür einen Anteil am Gewinn oder Unternehmenswert. Zum Teil werden die Beteiligungen gebündelt, so dass die Start-ups nur einen einzigen Beteiligungsvertrag mit den Betreibern der Online-Plattform abschließen. Das Procedere unterscheidet sich von Plattform zu Plattform, genauso wie die Zielgruppen, die die Betreiber ansprechen. Gemeinsam ist ihnen, dass die Gründungskonzepte vorab von den Betreibern geprüft werden.

 

TIPP: INVEST - Zuschuss für Wagniskapital

Der Zuschuss des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unterstützt und motiviert private Investoren – insbesondere Business Angels –, sich mehr noch als bisher für junge innovative Unternehmen zu engagieren. Im Rahmen der Antragstellung wird dem kapitalsuchenden Start-up die Förderfähigkeit für den Zuschuss bescheinigt. Diese Bescheinigung kann für die Investorenakquise eingesetzt werden. Damit vergrößern sich die Chancen für das Unternehmen, eine Finanzierung über Wagniskapital zu erhalten. Der Antrag wird beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt.

Beteiligungskapitalgeber finden

Gründungsvorhaben sowie Unternehmerinnen und Unternehmer müssen mit den Erfolgsaussichten ihres Vorhabens überzeugen.

Wahllose "Rundschreiben" an Beteiligungsgesellschaften sind auf jeden Fall der falsche Weg. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften bietet beispielsweise auf seiner Website eine gezielte Suche innerhalb seiner Mitglieder und eine Online-Beteiligungsanfrage für Kapitalsuchende an. Junge Unternehmen, die einen Business Angel suchen, finden hilfreiche Informationen auf der Webseite des Business Angels Netzwerks Deutschland e.V. Für die Kontaktaufnahme zu den über 40 Business Angels Netzwerken steht ein sogenannter "One Pager" im Internet zur Verfügung.

Vor allem im Hightech-Bereich erhalten junge Unternehmern immer wieder die Gelegenheit, ihr Vorhaben vor potenziellen Investoren vorzustellen.

Unterstützung beim Beteiligungsvertrag

Wann werden die einzelnen Tranchen der vereinbarten Beteiligungssumme ausgezahlt? Welche Bedingungen sind daran geknüpft? Welche Rechte und Pflichten obliegen dem Unternehmer und der Beteiligungsgesellschaften? Wann erfolgt die Auszahlung? Wie sieht der Ausstieg des Investors aus dem Unternehmen aus? Diese und weitere Fragen sind Bestandteil eines Beteiligungsvertrags und sollten in jedem Fall mit Unterstützung eines spezialisierten Rechtsanwalts und Steuerberaters geklärt werden. Überstürzen Sie nichts und planen Sie genug Zeit für die Vertragsverhandlungen ein.

Acceleratoren & Inkubatoren

Acceleratoren

Accelerate heißt beschleunigen. Ziel ist das Beschleunigen der Unternehmensentwicklung. In einem festgelegten Zeitraum erhalten Start-ups in einem Accelerator intensive Unterstützung durch Coaching, Bereitstellung von Ressourcen, z.B.: Büroräume, Technik, Netzwerke. Am Ende sollen die Start-ups ein marktreifes Produkt entwickelt haben. An Demo-Days präsentieren sich die Start-ups potenziellen Investoren. Start-ups können sich für die Aufnahme in einen Accelerator bewerben. Im Gegenzug erhalten die Acceleratoren oft Unternehmensanteile.

Inkubatoren

Inkubatoren verfolgen ähnliche Ziele und gehen dabei ähnliche Wege wie Acceleratoren. Doch in einigen Punkten unterscheiden sie sich. Bei Acceleratoren werden fertige Ideen marktreif gemacht, in Inkubatoren werden die Geschäftsideen erstmal konkret ausgearbeitet. Acceleratoren wollen die Entwicklung vor allem beschleunigen, Inkubatoren die Start-ups darin unterstützen, in dem für sie passenden Tempo zu wachsen. Auch in Inkubatoren werden die Teams unterstützt, indem sie auf Know-how, Netzwerk, Büros und anderen Ressourcen zurückgreifen können.

Förderprogramme

Der Bund fördert Gründungen mit Darlehen zu günstigen Konditionen („Förderdarlehen“), aber auch mit nicht rückzahlbare Zuschüssen, Beteiligungen und Bürgschaften.

Einen Überblick über die Förderprogramme für Gründer:innen und Unternehmen gibt die Förderdatenbank des Bundes.